The Purpose Poetry

The Purpose Poetry

Drei Projektionsflächen zeigen augenscheinlich eine ähnliche Szenerie. Schafe und Hunde auf grüner Wiese. Die im ersten Moment romantische Landschaft entblößt einen scharfen Kontrast. Zwei Videos folgen den aufgeheizten, schnellen Bewegungen treibender Hütehunde. Die Kamera folgt den Hunden, aber ihr Bewegungsfluss wird gebrochen, arhythmisch frieren sie ein zu Standbildern. Das dritte Video zeigt, ohne einen einzigen Schnitt und mit fast meditativer Ereignislosigkeit, zwei im hohen Gras liegende Schafe, die friedlich schlafen und wiederkäuen.

Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Verhalten von Hütehunden. Wie viele andere Kulturtechniken basiert sie auf der Fragmentierung natürlicher Prozesse. Die Domestizierung des Hundes manipuliert das ursprüngliche Jagdverhalten, sodass das schlussendliche Töten der Beute dem Menschen überlassen wird. Er reguliert sowohl das Fluchtverhalten der Beute als auch das Jagdverhalten der Jäger zu seinem Vorteil.
Domestizierte Tiere spiegeln als Brücke zwischen Natur und Kultur zivilisatorische Prozesse. Während die Nutzung tierischer Instinkte zu einem anderen Zeitpunkt eine Überlebensstrategie war, werden Hunde zunehmend dem urbanen Leben angepasst – anstelle von spezialisierten Fähigkeiten tritt die Anspruchslosigkeit eines nicht haarenden, nicht bellenden, nicht jagenden und ausgeglichenen Gefährten.
Border Collies wurden über fünfhundert Jahre zu Spezialisten gezüchtet, die unter allen Hunderassen einzigartig sind. Als Präzisionsinstrumente der Schäfer in unwirtlichem Gelände verlieren sie mit dem Kollaps der europäischen Schafindustrie allmählich ihre Daseinsberechtigung. Was bleibt ist die ästhetische Qualität dieser präzisen, besessenen Arbeitsweise, in der die Hunde ihre größtmögliche Anmut und Ausstrahlung finden. Die Faszination daran erzeugt auf ästhetischer Ebene eine neue Sinnhaftigkeit, die an Stelle ökonomischer Notwendigkeit tritt. Die Möglichkeit der höheren Erkenntnis im Überflüssigen ist eine allgegenwärtige Frage. Nicht nur Arbeitshunde sind für die Wirtschaft überflüssig. Dennoch erzeugt die selbstvergessene Unbedingtheit, mit der diese Hunde ihre Arbeit erfüllen müssen, um sie selbst zu sein, Bewunderung, vielleicht sogar Sehnsucht. Ob der Sinn für Schönheit, Ästhetik und Meisterschaft die Leerstelle einer Notwendigkeit füllt, ist eine Frage, die sich Künstler jeden Tag stellen müssen.

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